Überquerung des Paso Jama und hinein in die Atacama

Von Salta breche ich vor Sonnenaufgang auf, um den Paso de Jama nach Chile zu überqueren. Es liegt eine Strecke von runde 600km vor mir mit einer durchschnittlichen Höhe von 4400m. Die höchste Stelle auf der Strecke liegt bei 4900m!  Wieder eine Marathonstrecke incl. Grenzübergang. Mal schauen wie der Plan  funktioniert …

Auf der Anfahrt zum Pass durchquere ich immer wieder sehr schöne Täler und kann mich an den Bergformationen kaum satt sehen. Und immer wieder Serpentienen bei besten Straßenverhältnissen, sodass mein Motorradherz glücklich ist. Das Motorradfahren selbst strengt mich dabei kaum an, sodass ich die Höhe nicht realisiere, nur meine Betty muss ordentlich schnaufen und hat einen erheblichen Leistungsabfall. Aber die verbleibende Leistung der Maschine reicht allemal aus, um flott unterwegs zu sein und auch mal ordentlich die Kurven zu wetzen …

Fotostopps sind natürlich obligatorisch. Als ich mal wieder zum Fotografieren anhalte und dann über eine Leitplanke hüpfen will, passiert es. Ich bekomme ein Bein nicht so richtig über die Leitplanke und… kraawumm…, da liege ich auf der Nase. Ne Judorolle war so schnell nicht mehr möglich, aber Gott sei Dank habe ich ja meinen Motorradanzug mit den Protektoren an, sodass sich die Schürfwunden in Grenzen halten. Nachdem ich mich wieder aufgerappelt habe, muss ich erst mal länger durchschnaufen und der Höhe meinen Tribut zollen. Bin ja mit 66 nicht mehr der ganz junge Hüpfer und nebenbei bemerkt, wiegt meine komplette Motorradkluft incl. Stiefel und Helm runde 13kg  …

Ca. 100km vorm Grenzübergang treffe ich in Susques Bernard, einen französischen Motorradfahrer und wir trinken erst mal gemeinsam einen Kaffee und kommen nett ins Gespräch. Er ist seit kurzem Rentern und möchte über die Reise durch Südamerika Abstand von seinem Berufsleben finden. Wir verabreden uns lose, um gemeinsam Bolivien zu bereisen und tauschen unsere whatsapp Nr. aus, damit wir in Kontakt bleiben können.

Am frühen Nachmittag komme ich an derchilenischen Grenze an. Seit einiger Zeit ziehen sehr dunkle Gewitterwolken auf und ich hoffe, hier oben bei +8° und auf 4280m nicht noch in ein Unwetter zu kommen. Dementsprechend bin ich ungeduldig und darauf bedacht, möglichst schnell über die Grenze zu kommen. Aber denkste, als wenn man es mir anmerkt bzw. ansieht, läuft es mit meinen Formalitäten nicht rund. Erst tippt die Grenzpolizei eine falsche Pass-Nr ins Formular ein und als ich sie, bevor ich unterschreibe, darauf aufmerksam mache, beginnt das Theater. Na, eine falsche Pass-Nr. das geht ja wohl garnicht. Da muss erst mal die leitende Grenzbeamtin eingeschaltet werden und ihr Ok für eine Eintragsänderung geben. Ab da komme ich mit meinem English nicht mehr so richtig weiter, aber nach einiger Zeit ist das Immigrationsformular richtig ausgefüllt…  Auf Spanisch erklärt mir die Lady dann in knappen Worten, wie es  im Grenzablauf weiter geht. Da ich kein Wort verstehe,  bleibe ich wie ein Ochs vorm Berge alleine stehen. Nach vielleicht 15min kommt sie wieder herein geschnauft und spricht mich unwirsch auf English an, wo ich denn bleibe, sie warte bereits draußen auf mich, um mein Gepäck zu überprüfen. Ich zucke nur mit den Schultern und entschuldige mich mehrfach und mache sie darauf aufmerksam, dass ich leider kein Spanisch verstehe.  Nachdem sie mich ordentlich gefilzt hat und alles ok ist, sagt sie mit einem etwas verschmitzten Lächeln auf Deutsch „auf Wiedersehen“ und ich kann fahren. Inzwischen ist der Himmel pechschwarz und mir schwahnt Böses.

Aber der Wettergott hat ein Erbarmen und ich komme bei ordentlichem Gewitterwind und leichtem Regen von der Hochebene runter auf 2440m in die Atacama Wüste.

Das Ziel, San Pedro de Atacama ist erreicht. Hier ist die Temperatur mollige 25° und alles in Allem kann ich aufatmen und mich erholen.

San Pedro de Atacama ist eine große Oase in der Atacama und ein mega Touri Ort. Von hier kann man viele organisierte Touren buchen und eine Agentur liegt neben der anderen. Ich habe keine große Lust auf geführte Touren und Ausflüge  und unternehme selbst mit dem Motorrad Ausflüge in die Wüste.

San Pedro ist aber auch ein guter Ausgangspunkt, um über die Lagunenroute nach Bolivien einzureisen. Leider hat die Sommerzeit mit seinen ausgiebigen Regenfällen begonnen. Dadurch ist es für mich und meinem schweren  Motorrad nicht möglich, diese Route zu befahren. Mehrere Agenturen haben mir auch dringend davon abgeraten und mir erklärt, dass die Grenzübergänge von Calama oder San Pedro nach Bolivien wegen Unwetter vorübergehend geschlossen sind. Schade, die Lagunenroute war Teil meines Planes, aber so ist es nun mal.

Carlos ist inzwischen am Pazifik in Antofagasta, runde 300km von San Pedro entfernt angekommen und auf Reifensuche für sein Motorrad.

Unser Plan ist, gemeinsam Bolivien zu bereisen.  Wie unsere Reise weiter verläuft, erzähle ich in meinem nächsten Blog.

 

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