Torres del Paine, der bekannte und in allen Patagonien-Journalen aufgeführte Nationalpark von Chile ist schon ein Hightlight. Nachdem ich mit der Fähre gut in Puerto Natales angekommen war, stand erst mal ein kleiner Aufenthalt in Natales an. Das Hostel „we are Patagonia“ war ein guter Ausgangspunkt und ein hotspot für Backpacker. Vom Hostel sind es nur runde 90km bis in den Nationalpark Torres del Paine, ein „Katzensprung“.
Noch ein paar Infos zu Puerto Natales: Die Stadt wurde vor 150 – 200 Jahren von vielen Deutschen und Engländern geprägt und dies kann man auch an etlichen Stellen gut erkennen durch deutsche Straßennamen und Geschäftsbezeichnungen. Die Stadt wirkt auf mich recht sauber und aufgeräumt.
Im Hostel treffe ich 2 Österreicherinnen, die als Backpacker auf Weltreise sind. Es ist eine sehr nette und interessante Begegnung. Da Karin und Erika auch in den Nationalpark wandern wollen und sie sich einen Mietwagen organisiert haben, luden mich die Beiden kurzerhand ein, mit ihnen mitzufahren. Dadurch konnte ich mein Motorrad am Hostel stehen lassen und so gemütlich zum Nationalpark kommen. Wieder so eine positive Erfahrung mit Unterkünften in Hostels, hier werden schnell und unkompliziert Kontakte geknüpft und man schaut, was zusammen machbar ist.
Da ich nur schlecht für ein ausgeprägtes Trekking ausgerüstet bin und mich auch nicht fit genug fühle für eine 5 Tage-Tour über Schneefelder …, bleibe ich nur einen Tag im Park, den ich aber in aller Ruhe genießen konnte.
Am folgenden Tag geht es dann weiter nach Argentinien. Im Vorfeld hatte ich einiges über die unkomplizierten Grenzübergänge zwischen Chile und Argentinien gelesen. Mal schauen, wie es mir so ergeht. Zur Grenze sind es nur grob 100km. Dort angekommen, weist man mir gleich den Weg ins richtige Gebäude. Die Polizei will nichts von mir und der Pass ist nach 5 Minuten ausgestempelt. Dann noch zum Zoll, um die Zollunterlagen für mein Motorrad überprüfen zu lassen. Nach 3 Minuten bin ich auch da abgefertigt. Irgendwie muss der Zollbeamte meinen verwunderten Blick gesehen haben und mit einem Schmunzeln gibt er mir die Hand und wünscht mir auf Deutsch „Auf Wiedersehen und eine gute Weiterreise“. Wow, so schnell gings ja noch nie. Auch auf der argentinienischen Seite lief alles im Blitztempo und die Zollbeamtin winkt mir noch nach. Unfassbar wie easy die hier drauf sind!
Gleich zu Beginn in Argentinien liegt der Gletscher Perito Moreno. Als Ausgangspunkt für eine Besichtigung bietet sich der Ort El Calafate an. Im Hostel, in dem ich mich einquartiert habe, treffe ich etliche Deutsche Traveller an und im Schlafsaal mit 5 Betten liege ich zusammen mit 2 Deutschen und 2 Österreichern. Kommunikationsschwierigkeiten gabs keine, wie au,ch, alle haben Deutsch gesprochen. Der Ort selbst ist sehr touristisch aufgrund des Nationalparks mit dem Gletscher.
Noch eine Bemerkung zum Verkehr in Argentinien im Vergleich zu Chile. In Chile läuft immer alles relaxt und entspannt. Ganz anders fühlt es sich in Argentinien an. Hier wird forsch und scharf gefahren, sodass ich deutlich vorsichtiger fahren muss. Auch die Autos sind zum Teil echt alt und haben wohl noch nie einen Tüv gesehen. So manches Auto hat an den Stoßstangen nicht nur leichte Lackschäden, sonderndiese sind ganz verloren gegangen. Vielleicht ist ja alles auf die derzeit schwierige wirtschaftliche Lage in Argentinien zurück zu führen.
Der Fitz Roy liegt nicht weit vom Perito Moreno entfernt und ist auch wieder ein interessantes Ausflugsziel. Direkt am Fuß des Fitz Roy liegt das „Dorf“ El Chalten. Es besteht fast nur aus Touristen, die klettern oder hiken wollen. Zu einem ausgedehnten Ausflug oder einer längeren Wanderung komme ich leider nicht, da der Wettergott es nicht gut mit mir meint. Naja, dafür war die Zeit im Hostel wieder sehr kurzweilig und lebendig. In El Chalten begegnet mir eine große Gruppe Israelis, die eine längere Zeit nach ihrem Wehrdienst auf Reisen sind. Südamerika scheint da wohl ein beliebtes Ziel zu sein. Mit einem Israeli komme ich ins Gespräch. Im Laufe der Unterhaltung erzählte er mir, dass seine Familie auch von dem Holocaust betroffen ist. Ich hab mich in dem Moment unwohl und betroffen gefühlt, obwohl ich nicht den Eindruck hatte, dass es seine Absicht war.
Die Ruta 40 (Argentiniens längste Straße) ist mit rund 5100 km die längste Straße Argentiniens und führt in Patagonien durch die Pampa (Wüste). Einige Teilstrecken sind noch Schotterpiste und bei viel Regen oder Sturm mit dem Motorrad praktisch nicht zu befahren. Ich hatte Glück und bin bisher gut durchgekommen. In dem kleinen Roadmovie lässt sich erkennen, dass es bei böigem Seitenwind nicht möglich ist, geradeaus zu fahren. Da aber auf der Ruta 40 fast kein Autoverkehr über Weihnachten ist, ist es auch kein Problem. Nur der Benzinverbrauch ist enorm hoch. Normalerweise kann ich 350km – 400km mit einer Tankfüllung ohne Schwierigkeiten fahren. Da der Wind meist aus Nordwest kommt, also Gegen- oder Seitenwind bedeutet, ist der Tank schon bei 250km leer. Um nicht irgendwo in der Pampa ohne Benzin zu stehen, heißt es, die Strecken bis zur nächsten Tankstelle genau zu kennen! Getankt wird immer da, wo es eine Tankstelle gibt! Die OSM Karten im Navi sind da bisher zum Glück sehr zuverlässig.
Kopfkino ( … oder etwas zum Schmunzeln)
Als ich von El Calafate nach El Chalten aufbreche, stehen bereits 170km auf dem Tageskilometerzähler. Da ich gestern erst voll getankt habe, düse ich gleich von meinem Hostel ohne große Überlegung los. Erst nach rund 50km checke ich, dass es bis El Chalten noch 161km. Mist! Das wird aber eng und ich überlege kurz, umzukehren. Aber dann entscheide ich mich, weiter zu fahren, da ich ja einen Reservetank mit 5 Liter im Gepäck habe.
Irgendwie kommt mir in den Sinn, vielleicht schaffe ich es ja sogar mit einer Tankfüllung bis nach El Chalten!? Das wären dann in Summe knapp 390km mit einem Tank. Tja, Ziele sind unterwegs gut gegen Langeweile, da die Pampa wie gesagt Wüste ist und nicht viel Interessantes hergibt.
Ab da beginnt mein Kopfkino … Ich überlege, wie ich wohl am besten Sprit sparen kann. Na klar, langsam fahren. Ab jetzt dann nur noch mit 50 – 60km/h daher tuckern. Ganz schön langweilig mit 50 -60 durch die Wüste, aber was soll’s, Ziel ist Ziel. Der Gedanke des Spritsparens lässt mich nicht mehr los. So überlege ich, was geht denn noch? Ah, ich kann ja ohne Licht fahren, ist ja hell und so dolle regnet es ja auch nicht und die anderen Verkehrsteilnehmer werden mich schon sehen … Also Licht aus. Die Tankanzeige und die Entfernung bis zur nächsten Tankstelle wird ständig beobachtet. Nach weiteren 20km denke ich, die Griffheizung auf Stufe 2 braucht doch auch viel Sprit, die kann ich doch auch ausschalten. Die Finger und Hände werden bestimmt nicht so kalt bei ca. +10°. Also aus damit, ich kann sie ja wieder einschalten wenns mir zu kalt wird. Nach weiteren 50km denke ich, was geht denn noch, um Sprit zu sparen, ah ganz hinterm Windschild verkriechen, voll gut, dann wird mir auch nicht mehr so kalt. Nach 5min stelle ich fest, so richtig bequem ist das nicht …und so müssen sich wohl die Biker auf ihren Rennkisten fühlen. Also wieder aufrechte und bequeme Sitzhaltung. So wichtig ist mir das Ziel dann doch nicht. Da es auf der Strecke recht hügelig ist, kommt mir der Gedanke, wenn es bergab geht, ziehe ich die Kupplung und schalte in den Leerlauf und komme so mit 30 – 40km/h unten im Tal an. Schmunzelnd denke ich, wenn mich hier jemand beobachtet, der denkt, was ist das denn für einer ohne Licht un d im Schneckentempo … aber egal, Ziel ist Ziel. Inzwischen sind es nur noch 50km bis zur Tankstelle, wow war ich bis jetzt sparsam. Dann sind es nur noch 40, dann 30, dann 20, dann nur noch 10km. Ach die lezten 10km müssten doch auch zu schaffen sein. Über jeden weiteren km freue ich mich und denke, nur weiter so. Dann ist endlich die Tankstelle in Sicht, oder doch nicht? Ich kann gar keine Zapfsäulen entdecken, nur ein kleines Häuschen. Manno, das ist jetzt aber blöd. Dann entdecke ich nur eine einzige Zapfsäule und denke, wenn die jetzt nur Diesel haben, dann bin ich aber enttäuscht. Geschafft, hurra., es gibt auch Benzin!!
Selbstkritsch: Motorradfahrer können schon manchmal komisch sein …, aber sonst sind sie meistens ganz nett …
Moin Josef , tolle Bilder aus Patagonien, hoffentlich bleibt der Gletscher Perito Moreno der ´Welt noch etwas erhalten.
Auch die weiteren natur-und Landschaftsaufnahmen sind wirklich sehr schön.
Zur Zeit möchte ich gerne meinen Bürostuhl mit Dir tauschen – machst Du mit ?
Weiterhin gute Reise und viele Erlebnisse.
Lieber Klaus, ich denke dass mit dem Reisen ist für dich kein Problem, ein bisschen Kreditkarte, ein wenig Gepäck und eine Strassenkarte und los gehts.Aber ich denke, ich bin den Ansprüchen in deinem Job nicht gewachsen … Bis denne und herzliche Grüße
Hallo Josef, super schöne Bilder, tolle Erlebnisse und dann deine Anstrengungen um Sprit zu sparen…..halt Ingenieur 😉
Müssen wir, wenn du wieder im Land bist unbedingt einmal zusammen ausprobieren .
Wir wünschen dir weiterhin schöne Erlebnisse, immer genug Sprit im Tank und immer gut aufpassen.
Liebe Grüße Gunda und Egon
Hallo Egon, mit dem Sprit sparen müssen wir unbedingt mal ausprobieren. Aber ein Anreiz ist ja dann nicht gegeben wenn wir zusammen unterwegs sind, nämlich Langeweile gibts da nicht …